Du musst nur im

richtigen Moment

zuhören

Wer zu nah an die Sonne fliegt…

Im vorigen Blog habe ich dir davon erzählt, wie mir andere Leute den Glauben an mich selbst genommen haben. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis ich wieder an mich selbst geglaubt habe. Und das hat mich so viel Zeit, Energie und Nerven gekostet. 

Heute will ich dir erzählen, wie ich mir selbst viele, viele Jahre das Glück verwehrt habe. 

Das Glück ich selbst zu sein und zu dem zu stehen, was mich ausmacht. Dafür werde ich dir etwas über meine Karriere erzählen. 

Mir geht es hierbei nicht darum, irgendwie anzugeben oder so zu tun, als wäre ich besser als du. 

Nein, mir geht es einfach darum, dir zu zeigen, dass selbst als ich kein Kind mehr war, da jemand war, der einfach nicht wollte, dass ich glücklich bin.

Du wirst dir schon denken können, wer dieser Mensch ist. 

Ganz richtig.

Ich selbst.

Wir alle stehen uns manchmal selbst im Weg.

Lassen wir unsere Emotionen hochkochen und machen nicht das, was wir wirklich wollen.

Vielleicht ist dir das schon mal aufgefallen.

Und wenn nicht, dann lies dir einfach meine Geschichte durch. Vielleicht findest du Parallelen zu deinem eigenen Leben.


Was will ich eigentlich?

Als ich mit der Schule fertig war stellte sich mir, so wie jedem anderen auch, die Frage:

Ok. Und was jetzt?

Ich beantwortete diese Frage mit noch mehr Schule. Mit der Handelsakademie fing es an, doch da merkte ich schnell, dass mich diese Schule nicht interessiert. 

Also wechselte ich recht bald auf die Tourismusschule. 

Das war schon eher das, was mich interessiert. 

Hier hatte ich nämlich mit Menschen zu tun und das war schon immer meine Leidenschaft.

Mit Leuten in ein Gespräch zu kommen und mich um ihre Bedürfnisse zu kümmern.

Also habe ich die Schule abgeschlossen und habe dann erstmal einen Job in der Gastronomie angenommen.

Doch dort merkte ich, dass es auch wieder nicht so recht passt. 

Irgendwas war bei mir, das etwas anderes wollte.

Also wechselte ich in eine andere Firma.

Dort machte ich sämtliche Ausbildungen für den Bereich Rechnungswesen. Das heißt “normale” Buchhaltung, Bilanzbuchhaltung, Personalverrechnung und die Ausbildung für IFRS. 

Diese ist selten in Europa, nur wenige Menschen sind in dieser ausgebildet, also habe ich das gleich zu meiner Spezialität gemacht. 

Das hat mich in eine Buchhalter Position von einer internationalen Medizintechnik Firma gebracht.

Dort blieb ich eine Weile, aber auch hier wurde mir schnell bewusst:

Ich will mehr.

Mein Ziel war für mich klar: Ich will in eine Führungsposition. 

Diese internationale Firma konnte mir das nicht bieten, also suchte ich mir wieder etwas anderes. 

Und hier komme ich nun endlich dorthin, wo sich alle meine Träume erfüllen sollten: In die Führungsposition einer Bank. 

Hier fühlte ich mich wohl. Denn das war es, was ich all die Jahre wollte, eine Führungsposition. 

Hier arbeitete ich so hart wie nie zuvor. Schließlich war es eine Männerdomäne.

Und eine Sache bekam ich ganz klar zu spüren: “Du bist eine Frau. Eigentlich solltest du nur im Hintergrund arbeiten.”

Doch deren Meinung war mir egal, ich setzte mich durch.

Mit all dieser Energie, die ich da hinein steckte, wurde ich zu einer jungen Führungskraft.

Vielleicht war ich sogar eine der jüngsten, ich kann es dir nicht sagen. 

Jedenfalls gab es außer mir kaum Frauen auf dieser Ebene. 

Die Stimme in meinem Kopf war noch immer da, aber ich verstand sie nicht.

Stattdessen arbeitete ich nochmal 3 Mal so hart.

Wie jeder Führungskraft waren mir Mitarbeiter unterstellt. Wir arbeiteten eng mit anderen Abteilungen zusammen und da hatte ich nicht das Gefühl, als könnte ich mich auf diese verlassen. 

Also kontrollierte ich jede einzelne Position in der Bilanz oder machte sie gleich selber.

Ich wollte mir und meiner Abteilung keinen einzigen Fehler erlauben. 

Meine Workload wurde immer mehr und somit stieg auch der Stress und die Verantwortung. 

Das wirkte sich natürlich auch auf mein Privatleben aus. 

Ich ging kaum mehr mit Freunden aus. Meinem Lebenspartner, dem ich ohnehin schon misstraute, sah ich immer weniger. Und wenn ich mal zuhause war, war er gerade unterwegs und kümmerte sich um seine Fans. 

Meistens waren es Frauen.

Genau.

Du weißt, worauf ich hinaus will. 

Ich wusste es damals nicht und vertraute meiner Intuition noch nicht genug, um mir selbst zu glauben.

Der ganze Stress setzte mir immer mehr zu. 

Oft fühlte ich mich so ausgelaugt, dass man es kaum mehr als Leben bezeichnen konnte.

In der Nacht wachte ich immer wieder auf, egal was ich versuchte. 

Und so drehte sich meine Spirale immer weiter. 


Tag X

Der Tag fing eigentlich ganz normal an. 

Nur den morgendlichen Kaffee konnte ich einfach nicht trinken. 

An Frühstück war gar nicht zu denken. 

Aber außer der Übelkeit ging es mir gut, also machte ich mir keinen Kopf darum.

Kam ja doch hin und wieder vor. 

Also was solls, heute standen ein paar wichtige Termine an.

Da musste ich als Führungskraft einfach dabei sein.

Die Arbeit verlief auch recht normal, nur beim reden ging mir hin und wieder die Luft aus. Ich schob es darauf das ich noch immer nichts gegessen hatte. 

Als ich um 16 Uhr dann fertig war, taten mir die Arme schon so weh, dass ich sie kaum mehr heben konnte.

Beim Autofahren musste ich mich extrem konzentrieren. Alles war auf einmal so anstrengend. 

Und in mir war auch so ein komisches Gefühl. 

So als ob ich sofort Hilfe holen sollte. 

Ich schob das Gefühl weg. 

Zuhause wurden die Schmerzen immer stärker, aber das machte ja nichts, das wird dann schon wieder besser.

Doch dieses Gefühl ging einfach nicht weg.

Also entschloss ich mich zum ersten Mal seit Jahren auf meine Intuition zu hören und rief den Notarzt. 

Er kam recht schnell. Die Untersuchung vor Ort war kurz. 

“Ich bin mir bei der Diagnose nicht sicher, deswegen würde ich sie gerne ins Krankenhaus mitnehmen. Keine Sorge es wird sicher nichts, sein, aber gehen wir lieber auf Nummer sicher.”

Ich nickte nur.

Seine Sachen waren schnell gepackt. 

Auf dem Weg zum Krankenwagen war es schwer für mich um Luft zu bekommen. 

Die Fahrt zog an mir vorbei und ich bekam kaum etwas mit. 

Als wir im Krankenhaus ankamen, ging alles ganz schnell und es warteten schon andere Ärzte.

Er schilderte diesen kurz meine Symptome.

Diese schauten mich erstmal unsicher an und brachten mich gleich in einen Behandlungsraum. 

Dort wartete ich nicht lange und das typische Patienten-Arzt-Gespräch folgte:

"Na, was führt sie heute zu uns?”

“Ich hab starke Schmerzen in der Brust.”

Die Untersuchung dauerte eine Weile, zu der Zeit hatte sich der Schmerz ein wenig beruhigt, oder vielleicht hatte ich mich einfach daran gewöhnt. Ich weiß es heute nicht mehr.

Ich wurde an einen Herzmonitor angehängt und ein paar andere Untersuchungen folgten. 

Das dauerte ein paar Stunden. 

Am Schluss saß ich wieder dem Arzt gegenüber.

Seine Miene hatte sich verändert.

Irgendwie fühlte es sich an, als wäre er besorgt. 

“Quatsch, war nur wieder mal meine Einbildung”, sagte ich in Gedanken zu mir selbst.

Er holte einmal noch tief Luft, richtete seine Brille und sagte dann: “Frau Macierzynski, wir haben den Verdacht, dass sie einen Herzinfarkt erlitten haben.”

Ich wusste, es gab einen Unterschied zwischen Verdacht auf einen Herzinfarkt und einem Herzinfarkt. Doch eine Sache machte mich stutzig.

“Herr Doktor, ich bin doch erst 36 Jahre alt.”


Gibt es hier eine Moral?

Puh, das war nicht ganz so einfach für mich zu schreiben und ich höre aus gutem Grund genau hier auf.

Denn das war der Punkt, wo es in meinem Kopf klick machte. 

Doch das Happy End kam nicht sofort. In Wahrheit dauerte es noch einige Monate.

Und eine Sache will ich hier herausstreichen: Wenn ich dieses eine Mal nicht auf mich gehört hätte, wäre es mir bei weitem schlechter ergangen.

Also, seit Jahren hörte ich nicht auf meine Intuition, doch an diesem Tag war sie so stark, dass ich gar nicht anders konnte.

Dies hat mich gerettet. Wäre ich in die Arbeit gegangen wie immer, hätte ich wahrscheinlich wirklich einen “echten” Herzinfarkt erlitten. 

Ich muss wohl kaum erklären, wie extrem es ist, in diesem Alter auch nur den Verdacht auf einen Herzinfarkt zu haben. 

Dies war übrigens, bevor ich mich von meinem Lebensgefährten getrennt habe, nur um das klar zu sagen.

Im nächsten Blog erzähle ich dir dann, wie diese Geschichte weitergegangen ist, wie ich mich aus der Bank verabschiedet habe und wie ich zu dem gekommen bin, wo ich heute bin. 

Bis dahin, pass auf dich auf und höre auf deine Intuition.

In Liebe,
Susanne



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